Bei einem Krankenhausaufenthalt stellt sich häufig die Frage, wie die Versorgung des Patienten nach der Entlassung weitergehen soll. Angehörige, die sich entschließen, die Versorgung zu Hause selbst zu übernehmen, stehen vor völlig neuen Herausforderungen. Diese Herausforderungen sind nicht kleiner, wenn der Patient gerontopsychiatrisch erkrankt ist, also im Alter an einer psychiatrischen Erkrankung leidet, zum Beispiel an einer Demenz oder Depression. Angehörigen, die einen gerontopsychiatrisch erkrankten Menschen zu Hause selbst versorgen, machen die Alexianer jetzt mit der „Familialen Pflege“ ein neues, für die Teilnehmer kostenloses Angebot.
„Wenn man sich entschließt, einen erkrankten Angehörigen zu Hause zu versorgen und ihn auf dem Weg durch seine Erkrankung zu begleiten, hat das Auswirkungen auf das gesamte Familienleben“, erklärt Dominik Dautzenberg, Fachbereichsleiter Pflege am Alexianer Krankenhaus Aachen, warum das neue Angebot wichtig ist. „Mit der Familialen Pflege unterstützen wir die Angehörigen, damit sie ihre neue Rolle als versorgender Angehöriger sicher und gestärkt übernehmen können. Dazu stehen den Angehörigen ausgebildete Pflegetrainer zur Seite. Unsere Unterstützung beginnt bereits im Krankenhaus und umfasst bis zu sechs Wochen nach der Entlassung.“
Zum Angebot gehören im Einzelnen Pflegeberatungsgespräche, Familienberatungsgespräche, Pflegetrainings im Krankenhaus und im eigenen Zuhause sowie die konkrete Bedarfsermittlung für die Versorgung zu Hause in einem Qualitätscheck.
Pflegetrainerin Marie Kalf berät, schult und begleitet Familien in ihrer neuen Lebenssituation. „Im Pflegeberatungsgespräch besprechen wir mit den Angehörigen ihre aktuelle Situation sowie alle Fragen rund um die Versorgung des Erkrankten. Dabei stellen wir den individuellen Versorgungsbedarf des Erkrankten fest und bereiten die Angehörigen auf die Versorgung vor“, erläutert sie das Angebot und ihre Arbeit. Wie soll die Versorgung des Angehörigen organisiert werden? Welche Familienmitglieder sind beteiligt oder von der neuen Situation betroffen? Wie bewältigen die pflegenden Angehörigen die anderen Aufgaben des alltäglichen Lebens? Solche Fragen behandelt das Familienberatungsgespräch. Bei den Pflegetrainings erlernen die Angehörigen Pflegetechniken und den Umgang mit der Erkrankung im Alltag. Und beim Qualitätscheck wird der Einsatz von Hilfsmitteln, etwa eines Rollators oder von Inkontinenzmaterialien, geklärt oder auch, wie die Wohnung sicher gestaltet werden kann.
„Entscheidend ist, dass wir tatsächlich auf die individuelle Situation der Patienten und ihrer Angehörigen schauen“, betont Kalf. „Die Beratung und die Trainings beginnen schon im Krankenhaus und setzen sich zu Hause fort. Das gibt den pflegenden Angehörigen Sicherheit und hilft ihnen, die neue Lebenssituation zu bewältigen.“
Ergänzt wird das Angebot der Familialen Pflege durch Gesprächskreise. Seit diesem Jahr bieten die Alexianer für Angehörige von Demenzpatienten sowie für Angehörige depressiv erkrankter älterer Menschen monatlich jeweils einen Gesprächskreis an. Hier können sich die Teilnehmer mit anderen Betroffenen austauschen. Sie erhalten nützliche Informationen und Tipps zum Umgang mit ihrem Angehörigen.
Das Angebot der Familialen Pflege erfolgt im Rahmen eines Projektes in Kooperation mit der Universität Bielefeld und der AOK Rheinland/Hamburg sowie der AOK NordWest. Das Angebot ist für die Teilnehmer kostenlos, auch wenn sie selbst oder ihr Angehöriger bei einer anderen Krankenversicherung als der AOK versichert sind.
Weitere Informationen zur Familialen Pflege für Angehörige eines gerontopsychiatrisch erkrankten Menschen erhalten Interessierte im Alexianer Krankenhaus Aachen unter der Telefonnummer (0241) 47701-15412 oder auf der Internetseite www.alexianer-aachen.de.